Terra-Labor Bedarfsanalyse – ein Projekt der StreetUniverCity Berlin

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Terra-Labor – Bedarfsanalyse


Inhaltsverzeichnis
Kurzbeschreibung und Ziele 3
Inhalte 3
Empowerment- und Peer-Ansätze 4
Ergebnisse der Bedarfsanalyse 4
Ergebnisse der Peer-To-Peer-Befragung 5
Profil der teilnehmenden Jugendlichen 6
Jugendliche in der Corona-Zeit: zwischen Ungewissheit und Hoffnung 6
Soziales Engagement in der Corona-Krise 8
Jugendliches Engagement 8
Nachhaltigkeit und Klimawandel 9
Leitlinien für zukünftige Bildungsangebote zum Thema Nachhaltigkeit und
Klimawandel 10
Stadt der Zukunft 11
FAZIT 12


Terra-Laborein Projekt der StreetUniverCity Berlin (S.U.B.) –


„Ich wünsche mir, dass Feminismus, Antirassismus und die Klimagerechtigkeit als Kämpfe überflüssig
werden. Weil es sie nicht mehr braucht – in einer Welt, in der alle Menschen gleichberechtigt,
respektvoll, in Würde und Frieden, im Einklang mit der Natur, der Umwelt leben. Bis dahin müssen wir
für eine bessere Zukunft dringlichst eintreten.“ (Kübra Gümüsay, Journalistin


Im Projekt Terra-Labor der StreetUniverCity Berlin wird das Wissen der Straße gesammelt und
weiterentwickelt im Geiste einer Universität, um Antworten auf die globalen Fragen unserer Zeit in einer
Welt zu suchen, die zusammenwächst.
Street, engl. für Straße, steht symbolisch für Mobilität, Austausch, Vernetzung und die Erschließung
neuer Wege.
City, engl. für Stadt sowie Städte im Allgemeinen stehen für Wandel und die Zukunft der Menschheit.
Schon heute lebt über 50 % der Menschheitsbevölkerung in Städten, 2050 werden es 68 % sein
(UN/DESA Department of Economic and Social Affairs). Städte sind darum immer auch Arrival Cities
(Doug Saunders), in denen Alteingesessene und Neuzugezogene aufeinandertreffen, Zugehörigkeiten und
Zugänge zu Ressourcen aushandeln und Arrangements treffen.
Terra steht für die Verbundenheit der Menschen mit der Erde und ihren Ressourcen, als auch für die
Anerkennung und Wertschätzung von Differenzen.
Im Terra-Labor werden die Peer- und Empowerment-Ansätze der S.U.B. genutzt, um junge Menschen
aller sozialer Schichten, mit und ohne Einwanderungs- und Fluchtgeschichten zusammenzubringen, um
sich mit den globalen Fragen unserer Zeit zu beschäftigen.
Ein Foto vom Weltwirtschaftsforum im Januar 2020 in Davos zeigte die Klima-Aktivistinnen Luisa
Neubauer, Greta Thunberg, Isabelle Axelsson und Loukina Tille. Erst später wurde bekannt, dass neben
ihnen eine weitere junge Frau stand: Vanessa Nakate, Klima-Aktivistin aus Uganda, die der Fotograf aus
dem Bild geschnitten hatte. Zufall? Fakt ist, dass die Bewegung Fridays for Future in Deutschland und
weltweit mehrheitlich junge Menschen aus der weißen Mittelschicht anspricht. Menschen mit
Einwanderungsgeschichte oder Fluchtbiografie werden in unserer Gesellschaft mit anderen Themen in
Verbindung gebracht und meist in ‚migrantisierten’ Räumen verortet. Sie bleiben im Hinblick auf
gesamtgesellschaftliche Themen, selbst wenn sie präsent sind – wie das Beispiel aus Davos zeigt –
unterrepräsentiert.
Auch die Corona-Pandemie hat auf tragische Weise das Fortbestehen von Ungleichheiten und
Benachteiligungen auf globaler und lokaler Ebene und die zunehmenden globalen Verflechtungen
gezeigt: überall auf der Welt gab es Menschen die sich zu Hause abschirmen konnten und bestens
ausgerüstet waren für Home Office und Home Schooling und andere, die kein Zuhause oder zu wenig
Platz zu Hause hatten, keine Endgeräte oder keine digitalen Kompetenzen für die Umstellung auf digitale
Kommunikation und Home Schooling.
Das Projekt Terra-Labor setzt es sich zum Ziel, inklusive Ansätze zu entwickeln, um junge Menschen mit
und ohne Flucht- und Einwanderungsgeschichte zu erreichen um sich gemeinsam mit den globalen
Themen unserer Zeit auseinanderzusetzen: Klimawandel und Umweltschutz, Pandemien, De-Growth,
nachhaltige Innovation und Digitalisierung, Globalisierung und globale Gerechtigkeit, Post(kolonialismus),
2
Menschenrechte, Anti-Diskriminierung und der Frage, wie wir in der Stadt der Zukunft zusammen leben
wollen?
Unserem Motto Each One Teach One treu bleibend, arbeiten wir unter Einbeziehung des “Wissens der
Straße” an Visionen für die nachhaltige und diverse Stadt der Zukunft.
Kurzbeschreibung und Ziele
Das Projekt „Terra-Labor“ haben wir im Oktober 2020 gestartet, um einen Lern-Raum zu schaffen, in dem
die Peer-und Empowerment-Ansätze der S.U.B. genutzt und weiterentwickelt werden, um junge
Menschen aller sozialer Schichten, mit und ohne Einwanderungs- und Fluchtgeschichten
zusammenzubringen und in ihrer Rolle als AkteurInnen in ihren Communities, Stadtteilen und in der (Post-)Migrationsgesellschaft zu stärken. Unser Ziel ist es, Jugendliche zu empowern durch die Kombination von Berufsorientierungsangeboten und kreativen Streetculture-Ansätzen. Dazu werden im Terra-Labor inklusive und diversitätssensible Ansätze politischer Bildung weiterentwickelt und für die Themen „Globales Lernen, Nachhaltigkeit, Klimawandel“ etc. geöffnet. Ein langfristiges Ziel ist es, die Ergebnisse des Terra-Labors für den Wissenschafts-Praxis-Transfer zu nutzen und so zur Entwicklung von Visionen für die nachhaltige und diverse Stadt der Zukunft beizutragen. Dazu sollen die Ergebnisse z.B. auch an AkteurInnen der Stadt(teil)entwicklung
herangetragen werden.
Die S.U.B. arbeitet mit unterschiedlichen Formaten, von Projekttagen bis hin zu längerfristigen Projekten,
internationalen Bildungsreisen und Kooperationen z.B. mit MedienpartnerInnen oder anderen AkteurInnen politischer Bildungsarbeit.
Inhalte
Die S.U.B. versteht sich als Träger der kulturelle Bildung (Streetculture Education) mit politischer Bildung
verknüpft. Im Projekt Terra-Labor arbeiten wir rund um das Thema Klimawandel und Umweltschutz und
beschäftigen uns mit der Frage, wie die nachhaltige und sozial gerechte globalisierte Stadt der Zukunft
aussehen soll und erarbeiten diese Frage mit kreativen Formaten der Streetculture Education (Kunst,
Rap, Radio, Graffiti, Theater und Tanz). Dabei nehmen wir stets eine macht- und diskriminierungskritische
Perspektive ein:
„In Frage gestellt wird dabei vor allem, ob Bildungsangebote des Globalen Lernens die Nachwirkungen
des Kolonialismus ausreichend berücksichtigen und welche Bilder und Darstellungen z. B. von
Entwicklung und Fortschritt sie transportieren. Gelingt es Globalem Lernen koloniale Macht- und
Herrschaftsverhältnisse deutlich in Frage zu stellen und eurozentristisch geprägte Weltbilder und
Sichtweisen ausreichend zu dekonstruieren? Die Frage, wie koloniales Denken auch heute noch
nachwirkt und Bildungsprozesse beeinflusst, ist von immenser Bedeutung. Sie betrifft nicht nur Globales
Lernen sondern ist letztlich auf alle Bildungsinhalte anzuwenden.“ (Heidi Grobbauer: Rassismuskritische
Bildung – eine aktuelle Herausforderung, auf dem Weg zur Tagung 2014 , S.5).
Mit ihrem innovativen Ansatz hat die S.U.B. auf dem “Karneval der Kulturen 2019” bereits eine
Würdigung der Jury für die multimediale Performance „Rethink Consumentality“ erhalten. Ausgehend
von diesem Motto wollen wir im Terra-Projekt neue Workshop-Formate entwickeln, die Jugendliche und
junge Erwachsene sensibilisieren, ihr eigenes Verhalten und das Verhalten ihrer Peers zu reflektieren und
nach Lösungen zu suchen. Im Sinne des Empowerments und zur Erreichung marginalisierter Zielgruppen
verknüpfen wir die politischen Bildungsangebote mit Berufs-Orientierungs- und Empowerment-Ansätzen.
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Auf diese Weise bekommen die Jugendlichen vertiefte Einblicke in bestimmte Berufsfelder, insbesondere
der Kreativwirtschaft und der Zivilgesellschaft. Durch die Sensibilisierung zu den Themen Nachhaltigkeit
und Diversity erwerben sie außerdem Kompetenzen, die heute in fast allen Berufsfeldern gefragt sind.
Durch die interaktiven Workshop-Angebote erwerben sie außerdem Kompetenzen, die sie in der
Arbeitswelt im Allgemeinen stärken: Kommunikation, Performance, Präsentation, Umgang mit Geld und
Projektmanagement und vor allem auch digitale Kommunikation und digitales Lernen.
Empowerment- und Peer-Ansätze
Ein zentraler Ansatz der S.U.B. war und bleibt die Arbeit mit Peer-Educators. Diese fungieren als Vorbilder
und ermöglichen ein Lernen auf Augenhöhe. Sie sprechen die Sprache der Jugendlichen, kennen ihre
Codes und wissen was diese begeistert. Im Umgang mit Konflikten können sie Grenzen aufzeigen und
Einstellungsänderungen bewirken, z.B. auch im Sinne einer Sensibilisierung für nachhaltigen Konsum und
Umweltschutz. Vor allem aber birgt der gemeinsame Erfahrungshorizont unter Peers Momente des
Empowerments, z.B. in Bezug auf den Umgang mit Diskriminierungserfahrungen, in der
Berufsorientierung und in der Entdeckung eigener Stärken. Der Peer-Ansatz wird gerne herangezogen,
wenn in der Arbeit mit Jugendlichen ein Lernen von und mit Menschen ermöglicht werden soll, die einen
ähnlichen Wissens- und/oder Erfahrungshorizont aufweisen. Die aus dieser Zusammenarbeit
entstehenden Peer-Gruppen „(…) bestehen aus Menschen, die sich in gemeinsamen sozialen Räumen
bewegen, Interessen und Erfahrungen teilen und miteinander kommunizieren.“ (Gegen vergessen – für
Demokratie e.V. 2019). Meistens bewegen sich die Peer-Educators, also diejenigen, die als
AnsprechpartnerInnen für die Jugendlichen da sind, in dem gleichen oder ähnlichen Altersspektrum wie die Jugendlichen selbst. So können sie als unmittelbare Vorbilder fungieren und aus ihrem Erfahrungshorizont berichten bzw. schöpfen. Die Peer-Educators durchlaufen vor ihrer eigentlichen Tätigkeit eine Qualifizierung – die StreetUniverCity hat in den letzten zehn Jahren regelmäßig Jugendliche zu Junior-DozentInnen ausgebildet und verfügt somit über ein aktives Peer-Netzwerk. Die
Peer-DozentInnen wirken auch im Terra-Projekt mit und tragen dazu bei, Jugendliche mit und ohne Einwanderungs- oder Fluchtgeschichten zusammenzubringen. „Bei FFF (Fridays For Future) engagieren sich kaum Jugendliche mit Migrationshintergrund und die meisten kommen aus wohlhabenden Familien, in denen man sich „den Luxus leisten kann, sich für Klimaschutzthemen zu engagieren und die Zeit aufzubringen“ (Gentes et al. 2020, S.174, in: Sebastian Haunss, Moritz Sommer (Hg.) Fridays for Future – Die Jugend gegen den Klimawandel Konturen der weltweiten Protestbewegung). Ergebnisse der Bedarfsanalyse Die Bedarfsanalyse haben wir als Peer-to-Peer-Befragung unter Jugendlichen durchgeführt und durch qualitative Interviews mit ExpertInnen der sozialen Arbeit und politischen Bildung ergänzt.
Dies war durch die Corona-Maßnahmen zwar nicht so einfach, dennoch ist es uns gelungen, eine Gruppe
von Jugendlichen und jungen Erwachsenen über unser Peer-Netzwerk zusammenzubekommen, die
Interesse daran haben, im Terra-Labor mitzuwirken. In einem ersten Schritt hatten wir im Kernteam
Fragen gesammelt, die uns interessieren und diese dann mit den TeilnehmerInnen der Peer-to-Peer-Befragung diskutiert. Dazu haben wir ein Dokument in einer Cloud hinterlegt, das von allen bearbeitet werden konnte und gleichzeitig über Zoom-Meetings und in einer WhatsApp-Gruppe uns dazu ausgetauscht. Während des 2. Lockdowns hatten die TeilnehmerInnen als RepräsentantInnen der Zielgruppen bereits erste Probeinterviews (z.B. mit Geschwistern) sowie telefonische Interviews geführt. Weitere Interviews wurden geführt, sobald das im Hinblick auf die Corona-Maßnahmen wieder möglich war (Frühjahr 2021). 4 In den Fragen geht es um folgende Themen: Auswirkungen der Pandemie auf die Jugendarbeit allgemein/besonders mit marginalisierten Jugendlichen. Hier zeichnet sich ab, dass viele Akteure aus dem Bereich der sozialen Arbeit und Bildungsarbeit große Herausforderungen sehen „Wir verlieren eine ganze Generation“ (Telefoninterview, Sozialarbeiterin). Die Pandemie habe die Auswirkungen sozialer Ungleichheit noch deutlicher gemacht „Die Probleme sind ähnlich wie zuvor, aber noch dringender geworden“, sagt z.B. die Leiterin eines Nachbarschaftstreffs (Interview). Viele Fachkräfte aus der Jugendarbeit wünschen sich einen Austausch über Best-Practice-Ansätze im Hinblick auf die primäre Prävention unter Corona-Bedingungen: Wie können Jugendliche erreicht und trotz Lockdown-Maßnahmen bestmöglich unterstützt werden? „Viele unserer Jugendlichen haben die Schule oder Ausbildung abgebrochen bzw. sind sie von der Schule oder aus dem Ausbildungsplatz geflogen, meistens im Zusammenhang mit fehlenden Unterlagen etc. Sie brauchen jetzt dringend Unterstützung.“ (Mitarbeiterin eines Jugendzentrums). Das Thema Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Globales Lernen sehen viele gerade durch die Corona-Pandemie als wichtiges Thema an, das aber vor allem mit der Frage sozialer Ungleichheit zusammengeführt und – was die Angebote betrifft – inklusiv gestaltet werden müsse. Nicht alle Jugendlichen können es sich „leisten“, sich in ihrer Freizeit für Klimaschutz etc. einzusetzen, insbesondere im Kontext von Knappheit der Ressourcen und Ungewissheit sei ein auf langfristige Perspektiven ausgerichtetes Handeln schwierig. Ähnlich argumentieren auch die Peers. Einige finden das Thema spannend und halten es für wichtig und auch für geeignet dazu zu arbeiten. Andere stehen dem Thema skeptisch gegenüber und befürchten, dass es die Empowerment-Ansätze der S.U.B. unterwandern könnte, wenn Themen vorgegeben würden und z.B. Rap nicht als Rap, sondern als Mittel der Umweltbildung etc. genutzt werden würde. Dennoch überwiegte der positive Blick auf die Möglichkeiten, Streetculture und Umweltbildung zusammenzuführen. Gerade im Hinblick darauf, dass Klimawandel und globale Ungleichheiten miteinander verknüpft sind, finden die Peers die Verknüpfung von Streetculture als Empowerment und Umweltbildung wichtig. Die Ergebnisse dieser Bedarfsanalyse nutzen wir für die Weiterentwicklung des Curriculums für die kommenden Semester der Terra-UniverCity sowie für die Entwicklung neuer Lernformate im Hinblick auf die Herausforderungen in der Corona-Zeit – sowohl inhaltlich als auch was die Digitalisierung von Angeboten betrifft. Anhand der Bedarfsanalyse haben wir uns außerdem einen Überblick darüber verschaffen können, wie Jugendliche mit den Herausforderungen der Corona-Pandemie umgehen, wie sich diese auf ihren Alltag, ihr Engagement und ihnen ermöglichte oder verunmöglichte Teilhabe auswirkt. Dies wiederum ist für uns wichtig in Bezug auf die Idee, Jugendliche für die Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel zu sensibilisieren. Ergebnisse der Peer-To-Peer-Befragung Die Peer-to-Peer-Befragung wurde im Frühjahr 2021 von insgesamt 10 Peers aus dem Umfeld der StreetUniverCity durchgeführt. Diese haben jeweils junge Menschen aus ihren Bekanntenkreisen befragt. Das Profil der TeilnehmerInnen unterscheidet sich sehr stark.
Ausgewertet wurden die Antworten aus 34 von insgesamt 40 geführten Interviews. Die Anzahl ist
deutlich geringer ausgefallen als geplant. Dies hängt mit den Bedingungen des Lockdowns zusammen, da
die Peers erst sehr viel später und nur mit eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten die Interviews führen
konnten.
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Die Interviews wurden in zwei Schritten ausgewertet. Im ersten Schritt wurden die Interviews in Bezug
auf die Profile der TeilnehmerInnen sowie die Ja/Nein-Fragen quantitativ ausgewertet. Im zweiten Schritt wurden die Interviews qualitativ nach den Themenbereichen ausgewertet. Profil der teilnehmenden Jugendlichen Die Mehrheit der befragten Jugendlichen – 16 von 34 – ist zwischen 19 und 25 Jahre alt. 4 sind unter 16 Jahre, 3 sind zwischen 16 und 18 Jahre alt, 3 sind über 26 Jahre alt, 8 haben keine Angaben zu ihrem Alter gemacht. 12 Jugendliche studieren, 7 absolvieren eine Ausbildung, 7 gehen zur Schule, 8 arbeiten. Die Mehrheit der Jugendlichen lebt in Berlin – 30 von 34, 2 am Rande von Berlin und 2 Personen leben in anderen Bundesländern. Unter den 34 TN sind 17 Mädchen/junge Frauen, 4 Jungen/junge Männer. 13 haben keine Angabe zum Geschlecht gemacht. 2 geben an alleine zu leben, 2 mit einem/einer PartnerIn, 3 in einer WG, 3 bei ihren Familien, 24 haben
keine Angaben dazu gemacht.
Den so genannten Migrationshintergrund haben wir nicht abgefragt. Da es sich bei den Peers der S.U.B.
sowohl was die sozioökonomischen Hintergründe als auch die Einwanderungsgeschichten der Familien
betrifft um eine diverse Gruppe handelt, ist davon auszugehen, dass sich diese Diversität auch in den
Netzwerken der Peers und somit in den Interviews widerspiegelt und es sich bei den befragten
Jugendlichen um eine diverse Gruppe Berliner Jugendlicher handelt.
Jugendliche in der Corona-Zeit: zwischen Ungewissheit und Hoffnung
Die Peer-to-Peer-Befragung wurde während des Ausklangs der 2. Coronawelle durchgeführt. Die mit der
Pandemie einhergehenden Einschränkungen und Auswirkungen auf den Alltag Jugendlicher spiegeln sich
sehr stark in den Ergebnissen der Befragung wider. Fast alle befragten Jugendlichen – 30 von 34 – erleben
die Corona-Krise als „belastend“, „stressig“, „einengend“ oder „verunsichernd“.
Folgende Zitate vermitteln einen Eindruck von den Erlebnissen und Gefühlen der Jugendlichen:
→ „Ich empfinde die Situation als belastend, da ich das Gefühl habe zu stagnieren und ich mich nicht
sehr lebendig fühle.“
→ „Alles läuft und entwickelt sich sehr schleppend. Ich selbst und viele andere Menschen in meinem
Umfeld sind erschöpft und durch die ständigen Wechsel der Corona-Maßnahmen sehr durcheinander, im
Sinne von “Was darf man, was nicht? Wie soll es jetzt weitergehen?”
→ „Meine größte Angst ist, dass meine Eltern erkranken!“
Neben der belasteten Ungewissheit und den damit einhergehenden Ängsten sind es auch ganz konkrete
Auswirkungen auf die Ausbildung, das Studium und/oder die Arbeit. So hat sich gezeigt, dass die
Umstellung auf das Digitale auch für junge Leute herausfordernd war. Abgesehen von der Nutzung von
Socialmedia-Kanälen, haben die Jugendlichen mehrheitlich keine erkennbaren Affinitäten zum Digitalen.
Viele bevorzugen analoge Veranstaltungen, analogen Unterricht und echte Treffen mit ihren Freunden:
→ „Eher nicht so. Ich habe meinen Fokus auf andere Dinge gelegt (das Studium z.B.) und für mich ist die
nicht-digitale Form immer angenehmer gewesen. Ich habe fast alle Texte immer ausgedruckt um sie auf
dem Papier zu bearbeiten, lange auf den Bildschirm starren strengt mich an.“
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→ „Ich war nie an digitalen Themen interessiert weil ich sie nicht gebraucht habe. Ich komme zwar gut
damit zurecht aber finde es ohne viel schöner.“
→ „Ich komme mit der Umstellung auf das Digitale schlecht klar, kann mich nur schlecht während
Online-Vorlesungen konzentrieren und der Spaß am Wissen-Erlangen geht verloren.“
Für andere ist der praktische Bezug zu ihrem Studium z.B. durch die Schließung von Kultureinrichtungen
verloren gegangen:
→ „Ich studiere Bühnen- und Kostümbild und da das Theater jetzt geschlossen ist, fühlt es sich zeitweise
sehr fern an wofür ich eigentlich studiere. Deshalb ist es ziemlich belastend, vor allem weil ich dadurch,
dass ich keinen Job habe (auch durch Corona), fokussiert sich alles noch mehr darauf und einen Ausgleich
dazu, wie z.B Feiern, gibt es auch nicht mehr… Zumindest bin ich finanziell nicht abhängig von meinem
Job!“
Und wieder andere waren durch Corona direkt von Arbeitslosigkeit betroffen:
→ „Es ist sehr schwer einen Nebenjob zu finden, das ist das größte Hindernis für mich zurzeit. Durch
Corona wurde ich bei zwei Jobs gekündigt.“
→ „Ich habe meinen Job im Einzelhandel verloren – gekündigt, wegen dem Lockdown. Das Studium wird
online stattfinden, werde also die Menschen nicht persönlich kennenlernen und muss mich mit allem
eher alleine zurechtfinden. Der Alltag ist sehr eintönig, wenig Abwechslung. Man ist viel zuhause.“.
→ „Viele meiner Freunde sind arbeitslos dadurch geworden und studieren online.“
Neben Beeinträchtigungen der Arbeits-, Studiums- und Ausbildungsverhältnisse sind es vor allem aber
die Einschränkungen des Jugendlichseins – der Möglichkeiten sich zu treffen, zu feiern, in Gruppen etwas
zu unternehmen etc., unter denen die jungen Leute leiden. Eine 15-Jährige schreibt:
→ „Man könnte fast sagen Corona klaut mir meine Jugend.“
Nur drei der befragten Jugendlichen, darunter zwei Frauen, scheinen sich durch die Corona-Krise nicht
verunsichern zu lassen. Was macht diese jungen Menschen resilienter? Diese Frage kann anhand der
erhobenen Daten nicht ausführlich beantwortet werden, da hierfür vertiefte Einblicke in die Biografie
sowie in das Umfeld der Person gewonnen werden müssten. Folgende Aspekte, über die in den
Interviews gesprochen wurde, könnten aber eine Rolle für die Resilienzstärkung gespielt haben:
Die eine erzählt, dass ihr Leben auch vor Corona schon von Unsicherheit geprägt war und sie bereits
daran gewöhnt ist, Kontakt zu ihrer Familie über Videokonferenzen zu haben. Als freiberufliche und
migrierte Künstlerin hat sie sich gewissermaßen mit einem Leben in Unsicherheit arrangiert.
Die andere gibt an, die Corona-Zeit für Selbstreflexion und zur Entschleunigung zu nutzen. Biografisch
betrachtet, hat sie durch gesundheitliche und psychische Probleme bereits mehrere Krisen durchgemacht
und so vielleicht eine Fähigkeit entwickelt, positiv mit Schwierigkeiten umzugehen.
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Die dritte Person, die keine Angaben zu ihrem Geschlecht gemacht hat, sieht neben den negativen
Aspekten auch positive Entwicklungen, wie das Zusammenwachsen und den Zusammenhalt zwischen
den Freunden.
Soziales Engagement in der Corona-Krise
Durch die Kontaktbeschränkungen sind viele Formen des Engagements oder des Protests für junge Leute
in der Coronazeit eingeschränkt gewesen. Dennoch zeigen die Ergebnisse der Studie, dass viele
Jugendliche sich dadurch nicht entmutigen haben lassen. Auf die Frage, ob sich ihr Wunsch, sich sozial zu
engagieren, in der Coronazeit gestärkt oder geschwächt wurde, haben 19 von 34 Personen – also über
die Hälfte der befragten Jugendlichen geantwortet, dass Corona ihren Wunsch sich zu engagieren
gestärkt hat:
→ „Gestärkt, auch durch das Plus an freier Zeit habe ich noch mehr Möglichkeiten im Rahmen meiner
Arbeit mit obdachlosen Menschen Projekte zu starten und mich politisch weiterzubilden.“
→ „Ja, da ich durch die soziale Distanz und prekäre finanzielle Situation vieler Freunde gesehen habe wie
wichtig sozialer Zusammenhalt ist”
→ „Auf jeden Fall gestärkt. Antirassismus, Feminismus, Arbeit gegen andere Formen von
Diskriminierung, Tierwohl und Umweltschutz, mehr Kapitalismuskritik.“
Zwei gaben an, dass die Krise ihr Engagement geschwächt hat, weil sie sich privat überfordert oder
belastet gefühlt haben. 11 Personen gaben an, auch zuvor schon engagiert gewesen zu sein, 2 gaben an
weder davor noch in der Krise engagiert zu sein:
→ „Der Wunsch ist weiterhin da, aber die Möglichkeit sich in Gruppen zu organisieren ist eingeschränkt“
Die, die sich nicht engagieren, bringen das häufig mit Zeitproblemen und/oder eigenen anderen
Problemen in Verbindung:
→ „Nein, ich habe oft das Gefühl mit mir sehr selbst zu „struggeln“ und ich dadurch nicht genug
Kapazität für andere Menschen habe.“
→ „Es hat mein Engagement eher geschwächt. Als würde mir die Kraft dazu fehlen und da ich mich
sowieso ziemlich abgekapselt vom Leben fühle, ist es mir irgendwie nicht mehr so präsent.“
Jugendliches Engagement
In Bezug auf das Engagement-Potenzial der Jugendlichen hat uns vor allem auch interessiert, ob
Jugendliche daran glauben, durch Teilhabe etwas erreichen und etwas verändern zu können. Immerhin
21 von 34 befragten Jugendlichen glauben, dass sie als Jugendliche etwas verändern können:
→ „Klar, wir dürfen unser Potential nicht unterschätzen. Auch wenn ich z.B. nur mit einer Person darüber
spreche – was ich bereits tue – und ich diese eine Person inspiriere, dann habe ich schon viel ‚erreicht‘.“
→ „Auch wenn ich nur 10 Menschen überzeugen kann, um die Umwelt zu schützen, wäre das der erste
große Schritt für die Veränderung.“
Zwei der befragten Jugendlichen glauben nicht so richtig daran. Ein Jugendlicher bemerkt, dass Corona
die Möglichkeiten zur Teilhabe einschränkt und eine junge Frau betont, dass Erwachsene das
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Engagement von Jugendlichen ausbremsen. 10 Jugendliche glauben, dass Jugendliche keinen großen
Einfluss haben:
→ „Nein. Ich denke als junger Mensch kann man nicht viel verändern, keiner nimmt einen ernst. Massen
bewegen die Leute, die Mehrheit, aber eine kleine Gruppe Jugendlicher kommt nicht weit.”
Von den 10 Jugendlichen betont jedoch eine, dass dies noch nicht der Fall sei, sie also von einem Wandel
hin zu mehr Einflussnahme Jugendlicher ausgeht.
Nachhaltigkeit und Klimawandel
Wie hat sich die Corona-Krise auf die Bedeutung des Klimawandels für Jugendliche ausgewirkt und wie
präsent ist das Thema unter den befragten Jugendlichen? Die Fridays-for-Future Bewegung ist der
Mehrheit der befragten Jugendlichen bekannt. Sie wird überwiegend positiv bewertet:
→ „Ja, da der Klimawandel und Umweltschutz Themen sind, die zu lange ignoriert wurden. Es ist sehr
wichtig, dass diese Bewegung ins Leben gerufen wurde, um Politik und Gesellschaft wachzurütteln.”
→ „Ja, da ich es wichtig finde sich für Klimaschutz einzusetzen und ich es befürworte, wenn junge
Menschen demonstrieren gehen.“
→ „Ja, Klimakrise beschäftigt mich schon lange, kaum Schnee, Artensterben, Müll, industrielle
Landwirtschaft, vor allem seit ich selbst einmal in der Landwirtschaft gearbeitet habe“ (Studentin)
→ „Anfangs nicht, weil ich mich nicht als Zielgruppe gesehen habe (Schüler*innen), aber dann ja. Weil es
wichtige Arbeit ist die sie machen. Durch sie ist die Klimakrise medial präsenter geworden und sie
appellieren an die Gesellschaft und vor allem an ältere Menschen, Verantwortung zu übernehmen, weil
es uns alle was angeht. Sie können sich wirklich gut organisieren und sind laut und präsent.“
Dennoch gibt es auch Stimmen, die der Bewegung weniger interessiert oder auch skeptisch
gegenüberstehen:
→ „Jain. Interessant, weil es ein guter Schritt ist in eine richtige Richtung. Uninteressant, weil mir oft das
Weiterdenken fehlte zum Beispiel, dass die Welt nicht besser wird wenn wir alle Bio essen oder vegan.
Der Kapitalismus existiert weiterhin ob mit oder ohne erneuerbare Energien.“
→ „Guter Start, aber medial zu sehr aufgebauscht, Grundgedanke etwas verzerrt und verloren gegangen,
viele teilweise sehr utopisch wirkend.“
Für die Mehrheit der befragten Jugendlichen – 28 von 34 – ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema, das
auch im Freundeskreis und/oder in der Familie eine Rolle spielt:
→ „In allen Bereich ist es ein Thema für mich. Meine Freunde achten sehr auf ihre Ernährung,
überwiegend vegan, und darauf so wenig Müll wie möglich zu produzieren und einzukaufen. Auch auf
der Arbeit finden wir immer mehr Möglichkeiten die Einrichtung nachhaltiger zu gestalten, wir werfen
ganz selten Kleidungsstücke (die z.B. in der Notübernachtung liegen bleiben) weg, sondern waschen sie
und geben sie an unsere Kleiderkammer weiter. Oder an der Tür gibt es einen großen Teepot, da sind wir
nun von Pappbechern auf Mehrweg Cups umgestiegen.“
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Nur 6 von den befragten Jugendlichen gaben an, dass Nachhaltigkeit kein Thema für sie sei und 2 davon
betonten, dass sie zwar Interesse, aber keine Zeit hätten, sich darum zu kümmern oder andere Sorgen
hätten:
→ „Viele Menschen haben andere Sorgen, schwer zu vereinen mit Themen, die viel Geld kosten.“
Leitlinien für zukünftige Bildungsangebote zum Thema Nachhaltigkeit und Klimawandel
Fast alle befragten Jugendlichen sind der Ansicht, dass Bildungsangebote zum Themenkomplex
Nachhaltigkeit und Klimawandel für junge Leute wichtig sind: 33 von 34 befragten Jugendlichen haben
sich befürwortend geäußert und teilweise auch ganz konkrete Ideen geschildert, wie Jugendliche für
mehr Klimaschutz etc. sensibilisiert werden sollten. Aus den Antworten haben wir viele wichtige Impulse
für die Weiterentwicklung unserer Angebote im Rahmen des Projekts „Terra-Labor“ gewinnen können.
Daraus haben wir dann erste Leitlinien für die Bildungsarbeit formuliert:

  1. Bildung zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz soll an den Alltagswissensbeständen und
    Alltagserfahrungen der Jugendlichen anknüpfen und Selbstwirksamkeit stärken:
    → „Der Ansatz von fridays-for-future war schon mal gut. Politische Themen mit dem Alltag der
    Jugendlichen und von Politik Betroffenen zu verknüpfen. Und zu lernen, dass alle in der Lage sind Politik
    selbst zu „machen“ und gestalten. Politik ist nicht nur der Bundestag und Parteien und Abgeordnete.
    Politik ist Alltag. Politik passiert immer und überall.“
    → „Bildung zum Thema ist super wichtig! Wie soll man etwas ändern wenn man nicht weiß wie?
    Außerdem betrifft es ihre Zukunft und es ist gut, wenn man das Gefühl hat was tun zu können.“
    → „Lebensnahe Beispiele und nicht immer nur über Plastikozeane reden. Ich persönlich glaube, dass das
    etwas zu abstrakt und weit weg ist.“
    → „Absolut ja, Allerdings sollte es nicht überfordernd sein und Angst machen, sondern eher Perspektiven
    schaffen und Möglichkeiten für Lösungsansätze.“
  2. Bildung zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz soll “einfach anwendbar“ sein und im Sinne
    non-formaler Bildung Spaß machen:
    → „Ich denke es ist wichtig zu zeigen, dass es leicht ist etwas gegen den Klimawandel zu tun. Niemand
    muss die ganze Welt retten, aber vielleicht seinen Müll mitnehmen oder wenn man spazieren geht,
    einfach mal aufheben was andere hinterlassen haben. Ist nicht schwer und damit beginnt es
    letztendlich.“
    → „Ich denke es ist immer gut, wenn es einen Bezug zu ihrem Leben/Alltag gibt. Zum Beispiel: was für
    eine Auswirkung hat ihr Kaufverhalten/Essverhalten auf die Umwelt? Und es sollte auch in den sozialen
    Medien thematisiert werden. Zum Beispiel ein Tiktok-Video über: Was ist Klima? Oder warum ist
    Fast-Fashion schlecht? Mich würden Angebote ansprechen, die auch praktisch anwendbar sind.“
    → „Ich denke es ist wichtig diese mit einem praktischen Angebot zu kombinieren, das Spaß macht z.B
    gemeinsam kochen und über Konsum, Ernährung und Verbrauch sprechen, und das junge Menschen sich
    untereinander connecten können und gemeinsam dem Thema nachgehen.“
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  3. Umweltbildung soll auch für weniger privilegierte Jugendliche attraktiv sein. Die Angebote müssen
    möglichst inklusiv gestaltet sein. Dazu muss auch über den Nutzen der Angebote für die Zielgruppe
    nachgedacht werden. Gleichzeitig gilt es deutlich zu machen, dass globale Ungleichheiten und die
    Folgen des Klimawandels miteinander verknüpft sind, also Antidiskriminierung, Empowerment und
    Engagement für das Klima zusammengehören:
    → „Es müssen bestimmte Anreize da sein, wie z.B. Möglichkeit das Leben nachhaltiger zu gestalten und
    dabei Geld zu sparen oder so. Zudem muss, denke ich, deutlich gemacht werden, in welchem Umfang die
    Jugendliche selbst und ggf. deren Kinder später von dem Problem betroffen sind/sein werden. Zudem ist
    ein Blick auf die Menschen (und Tiere) die der Klimawandel jetzt schon betrifft, wichtig.“
    → „Wir sollten uns mal die Welt der Jugendlichen ansehen. Vieles was wir vielleicht als anstrengend
    wahrnehmen, z.B. Rap-Musik, sollte doch als Aufhänger genutzt werden, denn dadurch fühlen sich viele
    Jugendliche leichter angesprochen.“
    → „Ja, weil es zum festen Bestandteil des Alltagswissens werden muss und nicht wie aktuell ein
    „Privilegiertenthema“.“
    Stadt der Zukunft
    Die S.U.B. glaubt an das Potenzial der jungen Generation, mit Kreativität und Visionen etwas zum
    Positiven verändern und somit Zukunft gestalten zu können. Die S.U.B. arbeitet darum immer auch
    „schöpferisch“. In der Bedarfsanalyse wollten wir etwas über die Visionen und Wünsche Jugendlicher
    erfahren in Bezug auf ihre „Stadt der Zukunft“. Und wieder einmal waren wir beeindruckt von den
    konkreten Ideen und mutigen Visionen der Jugendlichen:
    → „Mehr gemeinsame Aktionen, (z.B. Müll sammeln) mehr gemeinsame Räume (z.B. Hinterhöfe)
    begrünen um Hausgemeinschaft zu stärken, Dächer nutzen, begrünen, Urban Gardening, Autofreie
    Städte oder alle Autos teilen, kostenlose öffentliche Verkehrsmittel.“
    → „Ich würde mir eine grünere Stadt wünschen mit bezahlbarem Wohnraum und Angebote die alle
    Menschen erreichen.“
    → „Meine Stadt heißt Calik. In ihr gibt es keine Atomkraftwerke oder Müllberge, keine modernen
    Häuserreihen oder Tafeln. Jeder Bürger hat ein Grundstück mit einer grünen Fläche. Obdachlose melden
    sich in der Kirche und werden das erste Jahr mit Nachhilfelehrern für eine neue Ausbildung oder ein
    Studium, Essen und Trinken und Strom der Wasserkraftwerke oder Biogas oder Solaranlagen versorgt.
    Die Gesetze bleiben sonst unverändert. Aber ich will den Alkoholkonsum erst mit 20 und Plastik nur noch
    für Shampooflaschen erlauben, alles andere ist Glas oder Pappe! So müssen auch die Preise für Glas
    gesenkt werden. In meiner Stadt werden nur Fairtrade oder Bioprodukte verkauft (Lebensmittel) alles
    andere gibt es nur Samstags zu kaufen.”
    → „Weniger Autos, kostenlose BVG-Karte, niedrigere Mieten, organisiertes Foodsaving und -sharing,
    mehr Jugendzentren bzw. Kieztreffs.“
    → „Autofrei, viele Grünflächen, viele gemeinsame Aktionen, vielfältig, sehr hohe Solidarität
    untereinander, viele künstlerische und musikalische Veranstaltungen und mehr öffentlich nutzbaren
    Raum statt Einkaufsläden.“
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    → „Ich finde es schade, dass Kreuzberg so teuer und damit leider nicht mehr sonderlich ansprechend ist
    für junge Leute. Deshalb ist das Lebhafte und Kreative beinahe verschwunden. Ich würde mir deshalb
    mehr freien ungenutzten Raum wünschen, an dem kreative Ideen und Aktivitäten umgesetzt werden
    können. Ich finde es schade, dass so viel in Berlin durchstrukturiert und geplant wird, so fühlt es sich an
    als würde man nur einem vorgegebenem Weg folgen. Irgendwie als hätte Berlin seine Spontaneität ein
    bisschen verloren. Für Berlin und vor allem global wünsche ich mir Aufgeschlossenheit gegenüber
    Menschen jeglicher Herkunft und Altersgruppen. Außerdem auch offen zu sein gegenüber Ideen und
    neue Dinge auszuprobieren. Ein wilder, bunter, kreativer Haufen gut gelaunter Menschen, die
    aufeinander, auf ihre Umgebung und ihre Umwelt Acht geben. Aber dabei nicht vergessen zu leben. Die
    Stadt sähe genauso aus, je nach dem Geschmack der Menschen die dort leben wollen.
    → „Grüner (zb. Gemeinschaftsgärten), keine Pkws mehr (viel mehr Fahrradwege/Fahrradstraßen,
    breitere Fußwege), Wohnraum gehört allen, kleine, privat geführte Geschäfte werden geschützt,
    kostenlose Öffis.“
    FAZIT
    Jugendliche haben unter der Corona-Pandemie verstärkt gelitten – ob in Bezug auf ihren Alltag als
    Jugendliche, ihre Ausbildung oder die Möglichkeiten Geld zu verdienen. Die Schilderungen der
    Jugendlichen sind bedrückend. Umso erfreulicher ist es zu sehen, dass sie dennoch auch positive
    Entwicklungen durchlaufen und sich z.B. in ihrem Engagement gestärkt und bestärkt fühlen und
    womöglich auch noch stärker für globale Themen wie den Klimawandel und die Klimakrise sensibilisiert
    wurden.
    Die Ergebnisse der Bedarfsanalyse – auch wenn diese mit vielen Einschränkungen durchgeführt wurde –
    bestärkt uns in unserer Vision für die Terra-University. Es ist möglich, junge Menschen zu erreichen,
    voneinander zu lernen und sie in ihrem Engagement zu stärken. Die Erfahrung von Selbstwirksamkeit, die
    durch den Ansatz des Terra-Labors vermittelt werden kann, hat gerade in Krisensituationen wie die der
    Coronazeit, aber auch im Hinblick auf die verunsichernden globalen Klimaveränderungen ihr volles
    Potential entfalten können.
    Gleichzeitig haben wir durch die Bedarfsanalyse Hinweise bekommen, welche Barrieren und Hindernisse
    es auch für junge Menschen gibt, sich nicht zu engagieren: zu viel persönlichen Stress, Konflikte oder
    auch der Glaube nichts bewirken zu können oder zu alltagsferne Themen.
    Basierend auf den Ideen der befragten Jugendlichen, wie Bildungsangebote aussehen müssen und
    aufbauend auf unseren ersten Erfahrungen mit einer Vielzahl von Angeboten im Bereich der
    Umweltbildung haben wir begonnen, erste Leitlinien zu formulieren mit dem Anspruch, Umweltbildung
    inklusiv und empowernd zu gestalten, so dass das Thema Klimawandel kein exklusives Thema der weißen
    Mittelschicht bleibt.

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