Ein Kunst-Portrait-Projekt von Gió Di Sera mit der Streetunivercity Berlin für geflüchtete Jugendliche und junge Erwachsene

Junge Geflüchtete machen sich selbstbestimmt sichtbar. Zusammen mit der Kunstabteilung der Streetunivercity Berlin widmen sie sich der künstlerischen Gattung des Portraits/Selbstportraits. Es geht um die Auseinandersetzung mit dem Thema Identität: Wer bin ich? Wer will ich sein? Wie sieht mich mein Umfeld? Wie möchte ich wahrgenommen werden?
Nach 8 Monaten intensiver und spannender Arbeit werden die Arbeitsergebnisse im Stadtmuseum Berlin vorgestellt Das Projekt wurde von dem Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung gefördert

 

Sie sind jung, haben ihr Leben noch vor sich und kommen aus Syrien, Afghanistan, Irak, Palästina, Albanien und von anderen Orten voller Krieg und Leid.

Ganz gleich, wie ihre Herkunftsländer auch heißen – es sind vor allem die ganz jungen Menschen, die von der Öffentlichkeit in besonderem Maße als Opfer von Krieg und Vertreibung empfunden werden:

Sie wurden aus einer Umgebung herausgerissen, in die sie eben erst hineingewachsen waren.

Doch wie sehen sich die jungen Geflüchteten eigentlich selbst? Wirklich nur als passive Opfer schrecklicher Umstände, als Bedürftige und vom Wohlwollen anderer Abhängige? Oder auch als aktive Menschen, die mit – oder ohne – ihre Familien ihr Leben in die Hand nehmen, um ei-
genständig nach einer besseren Zukunft zu suchen? Die die Chancen in dem neuen Land und nicht nur die Probleme sehen?

Um sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, beschäftigte sich das Projekt mit dem Portrait als Mittel zur Selbstreflektion.

„Künstler tragen auch die Verantwortung, unsere Gesellschaft positiv zu verändern.“ – Gió Di Sera

Zusammen mit Berliner Studenten und Dozenten der StreetUniverCity e.V. entstanden wunderbare Selbstportraits in Form von Malerei, Fotografie, Plastik bzw. von Mischtechniken (Stencil, Collagen, Streetart)

Zur Vorbereitung wurden zwei Berliner Museen besucht, u.a. die Berlinerische Galerie mit einer Führung des Projekts Multaka, um den Jugendlichen Impressionen für ihre eigenen Kunstwerke zu schaffen. Vor allem aber auch als eine Heranführung an die kulturellen Möglichkeiten der Stadt Berlin sowie eine, noch, intuitive Auseinandersetzung mit den portraitierten Menschen, die teils Personen der (meist europäischen) Geschichte sind und die dazu einladen können, sich mit der Entwicklung des Kontinents zu beschäftigen. Durch das Projekt „Dignitas“ können die Jugendlichen nun ihre  eigenen  Arbeiten in einem Museum ausgestellt sehen.

Hier die Dignitas-Broschüre zum durchblättern:

In den Kursräumen der StreetUniverCity entstand ein florierender Austausch mithilfe der mehrsprachigen Juniordozenten und der Kursleitung, sowohl verbal als auch in Form von künstlerischen Experimenten. Es ist ein wichtiger Aspekt des Projekts, regelmäßige Begegnungen der
Kursteilnehmer mit Studenten, Alumnis und Juniordozenten der Streetunivercity zu den Themen Zusammenleben, Integration und Zukunftsperspektiven (insbesondere auf dem Arbeitsmarkt) zu ermöglichen.

In der Konkretisierungsphase kamen dann weitere Fragen auf: Wie wird wer dargestellt? Wie sehen sich die Teilnehmenden selbst? Welche künstlerischen Umsetzungstechniken bieten sich jeweils an?

Beide Phasen boten die Möglichkeit, sich sowohl verbal als auch nonverbal mit persönlichen Wünschen, Emotionen, aber auch Traumata auseinanderzusetzen. Seitens des Kursanbieters wurde dabei größter Wert auf gegenseitigen Respekt jenseits von Nationalismus, Rassismus, Sexismus oder religiöser Diskriminierung gelegt: Nur so ist es den einzelnen Teilnehmenden möglich, sich angstfrei zu öffnen und sowohl ihr menschliches als auch künstlerisches Potenzial zu zeigen.

Dignitas Flyer

Der Hintergrund

Malerei, Fotografie und andere Ausdrucksformen der bildenden Kunst bieten jenseits von Sprachkompetenzen gleichermaßen die Möglichkeiten zur Kommunikation als auch zur inneren Einkehr. Die Portraitkunstlädt darüber hinaus zur Reflektion ein: Welche Facetten an einer/ der
eigenen Person sind besonders prägend? Und: Sind vermeintliche Mängel und Schwächen nur negativ? Oder vielmehr Kennzeichen von Individualität und Menschlichkeit? In einer diskriminierungsfreien Atmosphäre entstehend, sind Portraits auch eine Form von Selbstermächtigung und Selbstbestätigung: Das bin ich, das sind wir. Wir arbeiteten mit der
Willkommensklasse der Refik-Veseli-Schule in Kreuzberg, die mit Begeisterung als Kooperations-partner am Projekt teilnehmen mochte.

 

Wir danken dem Stadtmuseum für die Möglichkeit in seinen Räumen auszustellen,  dem Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung für die Förderung des Projekts, der Druckwerkstatt des Friedrichshain-Kreuzberg Museums und dem Kunstlabor Schlesische 27 und allen sonstigen Unterstützern.